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Inspiriert von einer Enzyklika:Rückblick Schöpfungstag: Voller Hoffnungskraft auch in den Krisen unserer Zeit

Umweltbeauftragter Sebastian Zink führt in die Enzyklika Laudato si' ein
Schöpfungstag im CPH zeigt Wege für schöpfungsgerechten Lebensstil
Datum:
27. Okt. 2025
Von:
Bernd Buchner (Heinrichsblatt) / Sebastian Zink / Elke Pilkenroth

Zu einer guten Tradition im herbstlichen Kirchenkalender ist der diözesane Schöpfungstag geworden, den regelmäßig die Fachstelle Umwelt und Klima im Erzbistum ausrichtet. Interessierte waren diesmal nach Nürnberg ins Caritas-Pirckheimer-Haus (CPH) eingeladen, um sich unter dem Leitwort „Hoffnungskraft – Mut zu einem schöpfungsgerechten Lebensstil“ über Möglichkeiten einer ökologischen Umkehr des Menschen auszutauschen, sich weiter zu informieren und zu vernetzen.

Dies scheint zehn Jahre nach Veröffentlichung der epochalen Umweltenzyklika „Laudato si‘“ von Papst Franziskus notwendiger denn je. Denn von einem verantwortungsvollen Umgang mit der Erde und ihren Ressourcen, wie ihn das jüngst verstorbene Kirchenoberhaupt eindringlich anmahnt, ist die Menschheit noch denkbar weit entfernt. Die zerstörerischen Folgen des Klimawandels etwa scheinen eher wieder aus dem Bewusstsein zu schwinden, als dass sie Anlass für entschiedenes Handeln geben.

Doch es bleibt die Hoffnung – das wurde bei den Impulsvorträgen, Diskussionsrunden und Workshops im Rahmen des Schöpfungstags, der von der CPH-Akademie mitveranstaltet wurde, immer wieder deutlich. „Hoffnung hat auch etwas mit Handeln zu tun“, betonte der stellvertretende Akademiedirektor Claudio Ettl zum Auftakt und verwies damit auf die praktische Seite des ökologischen und schöpfungsgerechten Engagements. Dieses beginnt im Kleinen und kann die inzwischen verbreitete Ratlosigkeit vieler Aktivisten angesichts der vielfältigen Herausforderungen überwinden.

„Wir können als Christen die Hoffnung nicht aufgeben“, sagt auch Sebastian Zink, Umweltbeauftragter des Erzbistums, der die zentralen Botschaften von „Laudato si‘“ skizzierte. Das Lehrschreiben setzt der verbreiteten Wachstums- und Technologiegläubigkeit den Wunsch nach einem neuen, genügsameren Lebensstil entgegen und betont den Eigenwert der Mitschöpfung jenseits des Nutzens für die Menschen. Die Wirkung der päpstlichen Botschaft sei enorm gewesen - auf globaler Ebene, aber auch in den regionalen Netzwerken. Kirche erschien plötzlich als gefragter Partner. Bis heute ist Laudato si' das am häufigsten von den Seiten der Deutschen Bischofskonferenz heruntergeladene Dokument. 

In seinem Referat stellte der emeritierte Münchner Zoologieprofessor Gerhard Haszprunar die Biodiversität in den Mittelpunkt, ein nur auf den ersten Blick sperriges Thema. Das Artensterben geht nach seinen Worten hauptsächlich auf die intensive Agrarindustrie zurück. Auch die Versiegelung von Flächen spiele eine wichtige, wenn auch bei weitem nicht so zentrale Rolle. Haszprunar verwies auf die ethische Verantwortung der Menschen für die Schöpfung und mahnte eine neue Verbindung von Empathie und ökologischem Wissen an. „Nur was wir kennen, werden wir schätzen“, zitierte er Konrad Lorenz, „und nur was wir zu schätzen gelernt haben, werden wir auch schützen.“

Die Philosophin und Autorin Ariade von Schirach („Der Tanz um die Lust“) stellte die provokante Frage, ob es in solchen Zeiten nicht blauäugig oder gar frivol sei, von Hoffnung zu sprechen. Sie nannte ihre Ausführungen eine „Einladung zum Mitdenken“. Die Menschheit sei nicht aus dem Paradies vertrieben worden, „wir vertreiben uns selbst aus dem Garten Erden“, erläuterte die bekannte Publizistin. Doch es lasse sich bereits spüren, wie aus den Trümmern von gestern das Lebensgefühl von morgen entstehe. Die Beziehung zur Schöpfung sei unverlierbar, so von Schirach „nur wir gehen manchmal verloren“.

In der sich anschließenden von Sebastian Zink moderierten Podiumsdiskussion ergänzt Pater Maximilian Wagner, Leiter des Franziskanerklosters Vierzehnheiligen, dass es aber doch notwendig sei, diese emotionale Verbindung des Menschen zu stärken und wieder bewusst zu machen. Die Umweltreferentin der Stadt Nürnberg, Britta Walthelm, betont daher die Notwendigkeit, wieder "Kontaktpunkte" zu sschaffen: „Die Natur wird zu oft verwaltet, dabei braucht der Mensch einen direkten Kontakt zu ihr.“ So habe man entlang der Pegnitz an ein paar Stellen einen direkten Zugang zum Fluss ermöglicht. Ariadne von Schirach findet, „dass wir nicht aufgerufen sind, den Menschen zu sagen, wie sie zu leben haben.“ Wir würden an einer Zukunft verzweifeln, die nur in unserem Kopf sei. Dabei sei es gerade die Hoffnung, die uns daran glauben lässt, dass die Dinge auch ganz anders sein könnten, die Möglichkeitsräume eröffnet und auf diese Weise Motivation zum Handel schafft. Gerhard Haszprunar ergänzt: „Wir müssen die Natur als Vorbild nehmen. Wenn beispielsweise eine Hecke zurückgeschnitten wird, dann wächst sie wieder.“ Die Natur lebt mit dieser Strategie des Niemals-aufgebens. Außerdem wende er sich gegen das „zu perfekt sein“. "Halb gut ist besser als ganz schlecht!" Umweltreferentin Walthelm nimmt auch den Staat in die Verantwortung, der nachhaltige Alternativen fürs Leben ermöglichen müsse. Die Podiumsdiskussion schließt mit der Erkenntnis, dass „dankbare Menschen glücklicher sind“, so Pater Maximilian Wagner. Dankbarkeit als Grundhaltung gegenüber der Schöpfung - auch das könne eine Quelle für handlungsmotivierende Hoffnung sein, so Moderator Zink. 

Die vielfältigen Impulse aus Vorträgen und einer Diskussionsrunde konnten die Teilnehmenden in Workshops mitnehmen, die zum einen inhaltliche Leitlinien eines schöpfungsgerechten Lebensstils vertieften, zum anderen auch praktische Gesichtspunkte aufgriffen: Norbert Dischinger von „Nürnberg autofrei“ etwa erläuterte am Beispiel des Stadtteils Gostenhof konkrete Möglichkeiten für eine ökologische und sozial gerechte Mobilität. Und unter dem Stichwort „Wärmewende“ gaben Mitglieder der „Grünen Eisbären Nürnberg“ technische Ratschläge für den Einbau von Wärmepumpen.

Zum Abschluss feierten die Teilnehmenden eine ökumenische Vesper in der benachbarten reformierten Marthakirche. Zu den Teilnehmern gehörten Archimandrit Georgios Siomos, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern, der Nürnberger AcK-Vorsitzende Dieter Wollscheid, der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein und Domkapitular Martin Emge. In seiner Predigt sagte Emge, einige Mächtige täten so, als seien sie Gott. Doch die Menschen hätten gelernt, dass es gut sei, bescheidener zu werden, einfacher zu leben. 

Sebastian Zink zieht als Umweltbeauftragter der Erzdiözese ein positives Resümee: „Es war ein spannender Tag mit einem Kaleidoskop von Anregungen und vielfältigen Begegnungen.“ Zink hofft, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hoffnung für ihr eigenes Engagement mit nach Hause nehmen könnten. „Mir gibt Hoffnung, dass wir eine Vielzahl an Leuten haben, die hochengagiert an Themen rangehen und eine Brücke zur Praxis schlagen. Es braucht heute wieder Mut zu einem schöpfungsgerechten Lebensstil.“

Bernd Buchner (Heinrichsblatt) / Sebastian Zink

von Elke Pilkenroth